Die Abruzzen sind eine Reise wert!
Nicht nur wegen der Landschaft, nein ebenso wegen des wunderbaren Weingebiets, der Heimat des Montepulciano d’Abruzzo, an der Westseite der Adria in der Mitte von Italien.
Dies war mein erster Eindruck, als ich im Juni 2022 in Rom landete und dann mit dem Bus weiter über die Berge des Appennino Abruzzese nach Francavilla al Mare ins Hotel fuhr.
Danach ging es direkt zum Weingut der Tenuta Ulisse in Crecchio. Die Begrüssung war herzlich und wurde von der ganzen Familie zelebriert. Typisch Italienisch. Der älteste der Ulisse-Familie, Don Antonio (über 90) sass in einem Stuhl am Eingang und ich war mir nicht sicher, ob er echt ist. So cool sass er da. Aber als er mir die Hand zur Begrüssung reichte, spürte ich die noch vorhandene Energie mit „Hochdruck“. Diese Hände haben das Fundament dieses heute hochmodernen Betriebes gelegt.
Sein Sohn Gianfranco, mittlerweile auch über 65, hat wiederum seinen beiden Söhnen Antonio und Luigi freien Lauf gelassen, was die Weiterentwicklung der Kellerei angeht. Mittlerweile stellen sie international hoch prämierte Weine her. Die Gewächse sind zum grossen Teil um das Weingut gepflanzt, aber die Famiglia besitzt auch grössere Parzellen etwas ausserhalb des Dorfes.
Mein Eindruck der Weine, die wir vorgesetzt bekamen, war imposant. Weisse, Rosé, Rote sowie Spumante Brut liessen keine negativen Kommentare zu. Hier wird Wein zelebriert und gelebt! Mich überzeugte der „Pecorino“ der Terra Chieti durch seine wunderbare Frische. Der „Rosé Merlot“ harmonierte perfekt als Begleiter zu einer feinen Vorspeise. Danach folgte der Namensgeber der Region, der "Montepulciano d’Abruzzo Rosso". Seine grossartige Frucht und sein vollmundiger Abgang lagen mir lange auf dem Gaumen. Der nächsthöhere Wein von Montepulciano ist der „Amaranta“, in unserer Region bestens bekannt. Mit einem Ausbau von mindestens 12 Monaten in französischen und amerikanischen Barriques ist das ein leidenschaftlicher Wein der Gebrüder Ulisse.
Mein eigentliches Highlight war der „Dieci Vendemmie Limited Edition“. Ein Wein ohne Jahrgang, dafür enthält er 10 Jahrgänge und reift während 12 Monaten in Barriques. Der absolute Hammer, soviel Gehalt und reizvolle Duftnoten, dass man nicht mehr aus dem Staunen kommt!
Zum Schluss kam noch die Rarität der Tenuta Ulisse, nämlich „Don Antonio“. Die Trauben für diesen Wein werden nach kurzer Überreifung am Rebstock geerntet und dann während 25 Tagen Mazeration teilweise im Stahl- und teilweise im Betontank vergärt. Danach folgt der Ausbau während mindestens 12 Monaten im Barrique, bei dem die eigentliche Verfeinerung des Weines stattfindet.
Am nächsten Morgen erwachten wir mit dem „Ulisse Rosé Merlot Brut“ zum Frühstück. Da ist mir die Rückreise zum Flughafen in Rom sehr schwergefallen. Ich werde bald wieder meine Weinkenntnisse in Ulisse erweitern. Hoffentlich sehr bald!
(Text: Alexander H. Brun, Mai 2023)