20 Jahr-Jubiläum - das waren die Wein-Highlights!
Anfang Juni haben wir das 20-jährige Bestehen unseres Wein- und Getränkemarktes in Zug gefeiert. Natürlich, im Gegensatz zum über 75-jährigen Bestehen unserer Firma, ist das ein bescheidenes Jubiläum. Gefeiert haben wir es dennoch im grossen Stil, mit mehr als 15 Produzent/innen zu Gast und über 200 Weinen zur Degustation. Die Stimmung an den Weinständen war heiter und angeregt, angenehm auch die sommerlichen Temperaturen. Die Besucher/innen konnten sich Zwischendurch mit einem saftigen Fackelspiess vom Grill verpflegen.
Es waren so viele Highlights dabei, dass ich gar nicht weiss, womit ich beginnen soll. Am besten der Reihe nach. Micha Davaz vom Weingut Davaz / von Salis hat uns persönlich beehrt und seine Weine präsentiert. Der Fläscher Chardonnay gehört für mich definitiv zu den Weinen, die man als Chardonnay-Liebhaber/innen probiert haben muss. Soviel Schmelz, Komplexität und Frische! Ein wahrlich grosser Chardonnay. Dass der Rebberg von Gantenbein gleich nebenan liegt, ist ein interessantes Detail. Das Preis-/Leistungsverhältnis beim Davaz Chardonnay stimmt auf jeden Fall. Auch die Auswahl an Pinot Noir ist sehr schön: von einfach fein, über biologisch/vegan bis zum „grossen Gewächs“. Pinot ist definitiv meine Lieblingssorte unten den roten! Eine Entdeckung waren auch die Weine vom Convento San Lorenzo aus dem Veltlin, ein neues Projekt vom grandiosen Weingut Mamete Prevostini. Nebbiolo at its best.
Über einen weiteren Vertreter aus der Bündner Herrschaft habe ich mich ebenso besonders gefreut: Silas Hörler von Schloss Salenegg. Er hat sich als Winzer bereits vor seiner Tätigkeit als Kellermeister und Mitgeschäftsführer von Salenegg einen Namen gemacht. Und er weiss, wie Chardonnay und Pinot gehen. Seine Weine sind klassisch elegant, und gleichzeitig kraftvoll mit jeweils eigenständigem Charakter. Persönlichkeiten eben, wie Silas selbst. Wer es gerne Holzbetont mag, wird den Carschluns Pinot Noir Barrique besonders lieben. Für mich ist der Salenegg Molina der perfekte Alltagswein.
Natürlich durften die beliebten Weine der Bodegas Rodríguez y Sanzo nicht fehlen. Wer kennt nicht den legendären Whisky-Wine vom begnadeten Kultwinzer Javier Rodríguez? Das Traubengut für seine Weine stammt aus uralten Rebstöcken aus den Regionen Bierzo, Toro und Rioja. Warum seine Weine nach wie vor so preiswert sind, ist mir ein Rätsel. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. La Viña de Amaya Viñas Viejas aus über 80-jährigen Tempranillo Reben ist ein schöner Vertreter aus dem Toro und erfreut sich bei unseren Kunden grosser Beliebtheit.
Unser langjährige Weinpartner Rutishauser-DiVino hatte ebenfalls einen eigenen Tisch und zeigte spannende Eigenkreationen aus der Ostschweiz. Die Varietas-Linie ist besonders interessant, weil sie die Typizität der Rebsorten so klar zum Ausdruck bringt. Für mich als Liebhaberin von sortenreinen Gewächsen natürlich perfekt! Und der Preis? Kaufen, das ist ein No Brainer. Mit von der Partei war auch der Prosecco der Casa Vinicola Canella. Wer Canella noch nicht kannte, durfte natürlich auch den Klassiker mit dem exklusiven Qualitätsprädikat „Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG“ verkosten. Ich weiss aus Erfahrung: einmal Canella, immer Canella.
Fausto Zeni himself kam zu uns nach Zug, um uns die venezianischen Schätze der Cantina Zeni zu präsentieren. Ein freundlicher und zurückhaltender Mann, aber mit klarer Ausrichtung, was seine Weine angeht: Eleganz und Qualität stehen an erster Stelle. Die ganze Palette durften wir degustieren, unter anderem Lugana, Chiaretto Rosé Bardolino, Ripasso und Amarone della Valpolicella Classico Superiore. Da kommt bei jedem Schluck Ferienstimmung und mediterrane Sehnsucht auf. Zu meinen Entdeckungen gehört definitiv der Chiaretto Rosé Bardolino. An einem heissen Sommertag am See ist das dolce vita pur!
Viña Magna. Diesen Namen sollte man sich merken, denn er wird bald in aller Munde sein. Und das sprichwörtlich. Der Wein von Dominio Basconcillos aus der Ribera del Duero hält zu 100%, was er verspricht, ein grosser Wein. Es gibt ihn in drei Qualitätsstufen mit zunehmender Barriquereifung: Roble, Crianza und Reserva. Unsere Kunden lieben den Wein. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass er den «JLF»-Test («Je Leerer die Flasche… desto beliebter») im Freundeskreis spielend besteht.
Mit dabei waren auch Klassiker von Louis Roederer (Champagner geht immer, hors question!) und von Domaines Ott (unbestritten eines der besten Rosé-Weingüter). Die Weine von Delas Frères kannte ich bis lang vor allem dem Namen nach, doch die Appellationen, aus denen die Weine stammen, unter anderem Crozes-Hermitage und Saint Joseph, lösen bei mir jedes Mal Herzklopfen aus: Syrah aus dem nördlichen Teil des französischen Rhônetals verkörpert pure Wein-Leidenschaft. Und Delas Frères ist dafür ein schönes Beispiel.
Sechs Weine von Tenuta Ulisse konnten degustiert werden. Wer einen runden und repräsentativen Wein aus den Abruzzen sucht, kommt um dieses Weingut nicht herum. Die Weine sind sehr beliebt und das zu Recht, sind sie doch trinkfreudig und qualitativ auf hohem Niveau. Die Rebsorte Montepulciano d’Abruzzo (nicht zu verwechseln mit dem Vino Nobile di Montepulciano aus der Toskana) sollte man probieren. Nicht umsonst gehören der Amaranta und der Dieci Vendemmie Limited Edition von Tenuta Ulisse gemäss Vivino zu den beliebtesten Weinen aus Italien.
Eine Neuentdeckung war definitiv Château de l’Ou. Philippe Bourrier, der Besitzer des Weinguts, war eigens aus dem Languedoc angereist, um uns seine Weine zu zeigen. Er und seine Frau Séverine haben das Weingut 1998 gekauft und keltern mittlerweile grandiose Gewächse. So grandios, dass Séverine Bourrier den Spitznamen “Weinkönigin“ des Roussillon trägt. Als Önologin ist sie verantwortlich für diese genialen biozertifizierten Weine.
Laura Paccot von der Domaine la Colombe hat uns mit ihrem Besuch beehrt. Sie ist blutjung, aber hat es schon faustdick hinter den Ohren, auf jeden Fall weintechnisch! Laura wird dereinst das Weingut in 4. Generation übernehmen, natürlich ist sie schon grösstenteils am Ruder. Dass es ein Familienbetrieb ist, macht das waadtländische Weingut gleich doppelt sympathisch. Zudem ist es Demeter-zertifiziert und hat sich somit voll und ganz der Biodynamie verschrieben. Gibt es noch eine Steigerung? Doch nun zu den Weinen, das Wichtigste: steinbeintrocken und unbestechlich authentisch. Wer etwas von Wein versteht, kann diese Weine nur lieben!
Mit Château Miraval und Pasqua waren zwei renommierte Roséproduzenten mit von der Partie. Natürlich hatte ich keine Hoffnung, dass Miraval Inhaber Brad Pitt persönlich aufkreuzen würde. Am selben Tisch entdeckte ich die Weine von Herdade do Freixo – was für ein sinnlich klingender Name, vorausgesetzt man spricht das «x» korrekt als «sch» aus. Das Weingut aus der portugiesischen DOC Alentejo ist einzigartig in Europa, denn die vor einigen Jahren neu gebaute Kellerei liegt vollständig unter der Erde, von aussen nicht sichtbar. Der ganze Produktionsprozess verläuft entlang der Schwerkraft, was den Einsatz von Pumpen unnötig macht. Dadurch ist die Weinkelterung so natürlich und schonend wie nur möglich. Die herausragende Qualität der Weine ist der Beweis. Besonders spannend sind die Family Collection, eine ausgewogene Assemblage aus autochthonen und internationalen Rebsorten, sowie der reinsortige Petite Syrah, eine Limited Edition.
Bestens bekannt und ebenso beliebt war der Tisch von Hannes Reeh, Österreichs Wein-Aushängeschild. Neun verschiedene Weine hatte Christoph Heigert, Vertriebsmitarbeiter bei Hannes Reeh, aus dem Burgenland mitgebracht. Die Weine sind so charmant und umschmeichelnd wie der Bilderbuch-Österreicher selbst. Aus den sonnenverwöhnten Weinreben in Andau, mit dem Einfluss vom einzigartigen pannonischen Mikroklima am Neusiedler See, lassen sich wunderbar runde, füllige und würzige Weine keltern. Die Namen «Rohstoff» und «Unplugged» sind unterdessen schweizweit bekannt und etabliert. Des passt scho!
Bordeaux-Liebhaber/innen kamen vollends auf ihre Kosten beim Stand von Les Grands Chais Suisse. Verkaufsleiter Arno Heijboer stellte zusammen mit einem jungen Bordelaiser Négociant 20 verschiedene Gewächse vor, unter anderem von Château du Tertre, Clos du Marquis, Cos d’Estournel, Château Pedesclaux und Château Nenin, um nur einige zu nennen. Die Jahrgänge reichten von 2003 bis 2021. Eine unglaublich spannende Auswahl grosser Bordeaux. An diesem Stand allein hätte man mehrere Stunden verbringen können, um zu degustieren, zu vergleichen und Informationen aus erster Quelle zu erfahren.
Selbstverständlich war auch das Tessin vertreten, nämlich mit Tamborini Vini, ein seit 75 Jahren in Lamone ansässiger Familienbetrieb, geführt in 3. Generation. Signor Claudio Tamborini konnte zwar dieses Mal nicht persönlich anwesend sein, auch nicht seine Tochter Valentina, dafür schickte er aber mit Enzo Lunghini, Verkaufsleiter, einen würdigen Stellvertreter. Merlot ist bei den Tamborinis Passion und Gebot zugleich: Merlot von verschiedenen Toplagen, in verschiedenen Ausbau-Qualitäten und Preisklassen, weiss und rot. Besonders hervorzuheben sind dabei der Castelrotto und der VignaVecchia. Kurz gesagt: Merlot vom Feinsten.
Wir als Weber-Vonesch hatten selbst auch einen Stand mit unseren Top Shots. Ich hatte am Freitag das Vergnügen den Stand zu bedienen und freute mich über die interessanten Gespräche mit Kunden über Wein und die Welt. Natürlich zeigt man den Kunden am liebsten seine Favoriten. Das waren in meinem Fall einmal mehr die Weine der Kellerei St. Michael-Eppan aus dem Südtirol, die eine unglaubliche Kraft und Eleganz in sich vereinen. Sehr schön auch der Licinia Oro der Bodegas Licinia aus der Region Madrid. Ein Bio-Wein mit einer unendlich seidigen Textur und intensiv dunkelbeerigen Aromen. Überzeugt hat mich Le Clos du Caillou, ein grandioser Châteauneuf-du-Pape zu einem verblüffend kleinen Preis. Zum Abschluss gab es noch ein Highlight aus Australien. Penfolds RWT, Penfolds Magill Estate und Penfolds Bin 707, alle drei mit Jahrgang 2012. Raritäten, die jetzt trinkreif sind, und keine langjährige Lagerung mehr benötigen.
(Text und Bilder: Judith Weber, Juni 2023)
Hier eine Auswahl an Weinen aus Graubünden: